Insbesondere, wenn Videos für Blended Learning Szenarien oder die reine Online-Lehre gezielt als Lehrvideos für die Vermittlung und Präsentation bzw. das Veranschaulichen und Erklären von Lerninhalten produziert werden, ist es empfehlenswert sich vorher konzeptionelle Gedanken zu machen und mit folgenden didaktischen Gestaltungselementen auseinander zu setzen.
Schauen Sie auch in unsere Tipps für die Erstellung von Videos & Aufzeichnungen aus technisch-organisatorischer Perspektive!
Sammeln Sie Ihre Ideen für das Lehrvideo und klären Sie grundlegende Ausgangsfragen.
Stichpunkte oder eine Mindmap sind hierfür häufig ausreichend. Dies hilft Ihre Vorstellungen zu konkretisieren und bietet somit eine gute Ausgangsbasis für die weitere Produktionsplanung (siehe Tipps für die Erstellung von Videos & Aufzeichnungen ).
Treffen Sie Entscheidungen zur konkreten Ausgestaltung Ihres Videos.
Diese hängen zum Teil vom Ziel des Videos und den dazugehörigen didaktischen Überlegungen ab, sowie vom Thema (z.B. Komplexität) und den technischen Möglichkeiten, Zeit- und Personalressourcen, die Ihnen zur Verfügung stehen.
- Welche Machart soll das Video haben? (siehe Technische Möglichkeiten zur Erstellung
)
- Ein Screencast, in dem Sie vorgefertigte Präsentationsfolien zeigen oder die zu vermittelnden Inhalte auf dem Bildschirm entwickeln? Soll dieser reingeschnittene Videoaufnahmen enthalten (z.B. Referentenvideo)?
- Eine klassische Videoaufnahme von Ihnen, wie Sie den Inhalt an der Tafel/ am Whiteboard erklären?
- Ein Zusammenschnitt von Realvideo-Aufnahmen?
- Möchten Sie Animationen, Bildmontagen einbauen?
- Ein Legetechnikvideo, in dem Sie Bilder, Schrift, Diagramme im Verlauf Ihrer mündlichen Erklärung auf einer weißen Oberfläche skizzieren bzw. hinlegen?
- Wie soll der Inhalt aufgebaut und präsentiert werden?
- Wie sieht der rote Faden aus?
- Wie lang soll das Video sein und wie soll es strukturiert sein?
- Soll es interaktive Möglichkeiten geben? Sollen Studierende aktiv etwas tun?
Ein Lehrvideo sollte einen Rahmen in Form eines Ein- und Ausstiegs haben um die gedankliche Einordnung zu erleichtern. Ebenso ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhaltspunkte am Ende hilfreich – und je nach Videolänge gegebenenfalls auch zwischendurch.
Der Einstieg kann
- eine inhaltliche Verknüpfung zu anderen Inhalten/ Lernaktivitäten, bswp. zu einem vorhergehenden Lehrvideo, herstellen,
- eine kurze Orientierung geben, um was es im Video inhaltlich geht,
- die Relevanz des Video-Inhalts klar machen,
- Neugier/ Interesse für den Video-Inhalt wecken.
- Beispiel für Einstieg ins Lehrvideo (hier: Prof. Stephan spricht seine Studierenden direkt an und zeigt auf wofür er ihnen dieses Video zur Verfügung stellt)
Der Ausstieg kann
- eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem Video beinhalten,
- einen Ausblick auf Darauffolgendes geben, das sich auf den Video-Inhalt bezieht, z.B. nächste (Online) Präsenzveranstaltung, Tests, Aufgaben.
Je länger das Video umso hilfreicher sind Sprung-/ Kapitelmarken, die als Inhaltsverzeichnis fungieren und somit einen schnellen Überblick über die Inhalte sowie das gezielte Navigieren durchs Video ermöglichen.
Bei mehrmaligem Schauen wird hierdurch das „Reinspringen“ an die Stellen, die von Interesse sind, erleichtert. Auch die Unterteilung von zu langen Kapiteln im Nachgang wird dadurch ermöglicht.
Insbesondere typische Vorlesungsaufzeichnungen mit einer Länge von 60-90 Minuten lassen sich damit deutlich lernfreundlicher gestalten, denn so können Studierende sich das Material in sinnvolle Lerneinheiten portionieren.
Wie können Sprung-/ Kapitelmarken erstellt werden?
In der Bildschirmaufzeichnungssoftware Camtasia (siehe Tutorial) oder auch anderen Videoschnittprogrammen lassen sich mithilfe der Funktion „Marker“ sogenannte Zeitstempel erstellen, die dann hinterher im fertig produzierten Video über das Inhaltsverzeichnis angesteuert werden können.
Hinweis: Wenn das Video als .MP4 produziert wird, werden Marker nicht angezeigt, dazu muss beim Export aus Camtasia die Variante „mit Smartplayer“ gewählt werden.
Klassische Vorlesungsaufzeichnungen sind meist 90 min lang, da sie in der Regel einfach die Dokumentation einer real stattgefundenen Lehrveranstaltung darstellen.
Da die menschliche Aufmerksamkeitsspanne begrenzt ist, wird für Lehrvideos, die gezielt produziert werden um Inhalte zur Vermittlung zu präsentieren oder zu veranschaulichen, empfohlen diese deutlich kürzer als 90 min zu gestalten – auch wenn sie vielleicht genauso wie eine klassische Vorlesungsaufzeichnung produziert werden (z.B. Aufzeichnung von Inhaltsinput mit Präsentationsfolien als Screencast ).
Prinzipiell gilt:
Je kürzer, desto besser! - Letztlich kommt dies auf die Komplexität und den Umfang des Inhalts an. Idealerweise behandelt ein Video ein Thema und ist nicht länger als ca. 10 – 15 min. Bei großen Themen sollte man überlegen, ob sich diese in kleinere Unterthemen und dementsprechend in mehrere Videos zerlegen lassen.
Hinweis für klassische Vorlesungsaufzeichnungen:
Werden diese als Dokumentation der Lehrveranstaltung erstellt und im Nachgang in kleinere Clips zerlegt zur Verfügung gestellt, so finden Studierende dies nicht unbedingt begrüßenswert, weil sie bei der Aufzeichnung das exakte Abbild der Lehrveranstaltung erwarten (und keine Inhalte verpassen möchten).
Diesbezüglich sind folgende Varianten denkbar, die jeweils Vor- und Nachteile haben. Treffen Sie die Entscheidung bewusst gemäß dem Inhalt Ihres Lehrvideos sowie der Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Videoproduktion. | |||
Variante | Vorteile | Nachteile | Einsatz |
Person im Bild sichtbar Beispiel |
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Dozent/in nicht im Bild Beispiel |
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Hohe Anforderung an Tonaufnahme (Qualität) und Sprecher/in (Tempo, Variation) |
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Dozent/in & Präsentation/ Mitschrift im Bild Beispiel |
Visuelle Komponenten und Erklärsituation werden in den korrekten Sinnzusammenhang gebracht | Fehler bei Live-Auftritten im Nachhinein zu korrigieren sehr aufwendig (Synchronizität von Inhalt, Dozent/in und Ton) |
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Sinnvoll sind auch Kombinationsmöglichkeiten, d.h. während eines Videos wird je nach Inhalt die präsentierende Person oder die Visualisierungen (Folien etc.) in den Vordergrund gebracht Beispiel
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Behalten Sie folgendes im Blick:
- Zielsetzung Ihres Videos
(Ist diese auch transparent für die Zielgruppe?) - Verständlichkeit
(Angemessene Erklärungen und didaktische Reduktion, Fachsprache) - Zeitliche Struktur
(Aufteilung in Sequenzen, angemessenes Erklärtempo – nicht zu schnell, nicht zu langsam, ggf. bei komplexen Inhalten etwas langsamer sprechen)
Darüber hinaus spielen folgende Aspekte in der Beurteilung von Lehrvideos aus Sicht von Studierenden eine Rolle (Erfahrungsbericht (wird in neuem Tab geöffnet) von S. Bischof und C. Mehner, Uni Leipzig, 2015):
- formal: Darstellung, Professionalität, Länge
- inhaltlich: Informationsumfang, Thematik